Zum
20. (!) Mal Spandau im Europapokal der Landesmeister
dabei
VON SVEN-UWE DETTMANN
Zum 20igsten Mal in 21 Jahren nimmt der deutsche
Rekordmeister im Wasserball, Wasserfreunde Spandau 04, am
Europapokal der Landesmeister teil.
In diesem Wettbewerb haben die Spandauer bisher 161
Spiele absolviert. 109 Siege stehen dabei nur 13
Unentschieden und 39 Niederlagen gegenüber (231 : 91
Punkte). Und auch das Torverhältnis ist eindeutig
positiv. 1787 Treffer wurden erzielt und nur 1107 Tore
kassiert.
Aber die Statistik ist eine Sache, die Gegner des
kommenden Wochenendes eine andere. Mit dem Champions
League Gewinner aus Split und dem Italienischen Meister
Rom kommen zwei ganz dicke Brocken auf die Spandauer zu.
Der dritte Gegner aus der Schweiz, SC Kreuzlingen, ist
zwar schwächer einzuschätzen, wird aber von Trainer
Peter Röhle und seinen Spielern nicht unterschätzt.
Röhle: " Wir nehmen jeden Gegner ernst. In der
zweiten Runde der Champions League gibt es keine leichten
Gegener mehr. Nur noch schwere und ganz schwere !"
Ina Assitalia Rom
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Seit 35
Jahren, als ein Bud Spencer in Italien noch um
Wasserballmeisterschaften kämpfte, fiel 1999 zum
zweitenmal der Titel an Rom. Es war eine Skandalsaison,
die mit zwei römischen Dopingfällen und unrühmlichen
Schiedsrichterleistungen ihr Ende nahm. Alles aber änderte
nichts am Ausgang des Finals, das Rom mit zwei Toren (11:9)
gegen Posillipo Neapel gewann. Der Titel wurde Rom nicht
aberkannt, aber die beiden aufgefallenen ausländischen
Topspieler Vlad Vujasinovic (Jugoslawien) und Tibor
Benedek (Ungarn) gesperrt. Diese Sperre aber betraf mehr
deren Nationalmannschaften als den neuen italienischen
Meister. Benedek konnte weder an der EM noch am Worldcup
teilnehmen, trotzdem gewann Ungarn beide Titel auch ohne
seinen Star. Vujasinovic wurde nur für 4 Wochen gesperrt,
diese Zeit betraf die EM in Florenz, inzwischen ist er
wieder spielberechtigt. Er ist der Kopf bei Rom, in
Verteidigung und Angriff gleichermassen gut, dabei torgefährlich.
Benedek war vom italienischen Verband für 8 Monate
gesperrt worden, inzwischen ist diese Zeit auf 3 Monate
verkürzt worden. Damit wäre er genau vom 27.November an
wieder spielberechtigt, wenn es zur Partie Spandau - Rom
kommt. Inzwischen hat sich die FINA dieses Falles
angenommen. Harm Beyer, früherer DSV-Präsident und
Dopingbeauftragter der FINA, klärt am 22. November in
Lausanne diesen Fall.
Interessant ist Roms Trainer Pierluigi Formiconi. Er
betreut seit Jahren die italienische Nationalmannschaft
der Frauen mit unglaublichem Erfolg. Er wurde gegen die
starken Holländerinnen dreimal nacheinander
Europameister (1995 in Wien , 1997 in Sevilla und 1999 in
Prato) und im letzten Jahr in Perth auch Weltmeister.
Die Männer bei Rom coacht er seit einem Jahr, auch diese
Meisterschaft ist sein Verdienst.
Nicht halten konnte er seinen Center Massimiliano
Ferretti, der zu Recco, dem italienischen
Traditionsverein und 18fachen Meister, gegangen ist.
Ersatz sollte der US-Amerikaner Chris Humbert werden, ein
Italienkenner durch zwei Meisterschaften mit Posilipo.
Doch trotz gültigen Vertrages entschied sich Humbert, in
den USA zu bleiben, um sich seine Olympiateilnahme zu
sichern.
In der Sturmmitte ist Rom deshalb nicht gut besetzt. Der
am letzten Freitag im ersten Spiel der neuen
Meisterschaft gegen Syrakus eingesetzte Linkshänder
Riccadonna stellte seinen Trainer aber zufrieden. Es
fehlt jedoch ein starker Wechselspieler. In der Abwehr
steht Rom gut. Mit Marco Gerini, dem Nationaltorwart, hütet
ein guter Torwart den Kasten, Extraklasse aber stellt er
nicht dar. Nationalspieler Angelini ist torgefährlich.
Splitska Banka (Posk Split)
Split ist
der amtierende Champions-League-Gewinner. Sein
herausragender Mann ist Trainer Dragan Matutinovic, ein
"Paradiesvogel" unter den besten Trainern in
Europa. Seine Jahre in Spanien als Nationaltrainer
brachten die Vizeweltmeisterschaft 1991 in Perth (gegen
Jugoslawien) und das Olympische Finale in Barcelona gegen
Italien, das er erst nach Verlängerung verlor. Er ist
sehr impulsiv und hat dadurch so manche "Matchstrafe"
absitzen müssen.
Zu Spandau besteht eine besondere Verbindung. Matutinovic
war 1986 Trainer von Mornar Split, dem Cupgewinner im
Pokalsiegerwettbewerb. Im Supercup in Zürich traf Mornar
auf Spandau, Matutinovic auf Alfred Balen. Der tragische
Tod des Spandauer Trainers unmittelbar nach Spielschluss,
als die Anspannung weichen sollte, ist immer noch gegenwärtig.
Nach dem letztjährigen Champions-League-Gewinn ist von
Splitska Banka nicht mehr viel zu hören gewesen. Ein
Trainerwechsel nach Pescara ging durch die italienischen
Gazzetten ("Mit Matutinovic hat Pescara einen
Goldfisch an der Angel", schrieb Il Messaggero),
doch dieser Wechsel platzte im letzten Moment. Es
wechselte Bruno Silic, Ex-Coach von Kroatien, über die
Adria.
Die Meisterschaft in Kroatien hat noch nicht begonnen. Im
Pokal schaltete Posk Split den Nachbarn Jadran Split
sowie Solaris Sibenik und Medvescak Zagreb aus. Im
Viertelfinale gewann Posk das Derby gegen Mornar Split,
die Matrosen, in Hin- und Rückspiel. Die Ergebnisse aber
sind ohne grossen Aussagewert. Erst im Halbfinale kommen
interessante Gegner.
SC Kreuzlingen:
Die
Mannschaft ist 1999 zum ersten Mal Schweizer Meister
geworden in einem spannenden 5.Play-off mit 7:6 nach Verlängerung
gegen den SC Horgen, den 26fachen Schweizer Titelträger
und Meister der letzten Jahre, bei dem unser Peter
Rusoran zwei Jahre lang als Trainer gearbeitet hatte.
Bei zwei Internationalen Turnieren im Vormonat in
Braunschweig (Sieger Sintez Kasan) und Szolnok (Ungarn)
gegen europäische Spitzenklasse (Sieger Naftagas Becej)
sammelte Kreuzlingen Erfahrungen. Diese kamen den
ehrgeizigen Wasserballern vom Bodensee im Europacup-Qualifikationsturnier
in Kranj (Slowenien) schon zugute. Mit Siegen über den
weissrussischen Meister Vitbich Vitebsk (8:6), Hapoel
Tivon (Israel, 9:8) und City of Lancaster (9:7) bei nur
einer Niederlage gegen Triglav Kranj (7:11) wurde die nächste
Runde erreicht.
Die Aufstellung: Christof Baumann (Kapitän, Torwart),
Michael Guntersweiler, Roman Buob, Jörg Wüthrich, Jan
Lienheer, René Bär, Harry Gantenbein, Christof Höfel,
Nandor Tary, Markus Nitzschke, Rudi Vacho, Marco Jetzer,
Csaba Pellei, Laszlo Piti, Juraj Mudroch. Trainer: Sirko
Röhl.
Nandor Tary (4), Lienheer (2) und Höfel (1) schossen die
Tore gegen Kranj.
Kreuzlingen kommt völlig entspannt nach Berlin, da man
keine Erfolge in dieser Leistungsspitze mehr erwartet.
Man will aber "an Europa Maß nehmen". (Präsident
und Pressemann Christof Keller)
(23.11.1999)
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