Champions
League-Finale 2000 in Becej
Becej:
Am Ziel eines grossen Traumes
VON DR. GÜNTER SCHWILL
Vor einer prächtigen Kulisse von etwa 4.000 Zuschauern
im jugoslawischen Becej wurde Europas neuer Wasserball-Vereinsmeister
gekürt. Er heisst Nis Naftagas Becej. Zum Abschluss und
Höhepunkt der Champions-League-Saison 1999/2000 bezwang
Becej im Finale den europäischen Rekord-Titelträger
Mladost Zagreb mit 11:8 (4:2,2:1,4:2,1:3) und sicherte
sich damit zum ersten Mal in 37 Jahren Europapokal die
begehrte Trophäe sowie den Siegerscheck über 25.000
Schweizer Franken.
Von Anfang an zeigte sich Becej torfreudig und in
Spiellaune. Schon nach dem 1.Viertel hatte Becej einen
beruhigenden 2-Tore-Vorsprung herausgearbeitet. Auch in
den mittleren Spielvierteln gab Becej den Ton an und
baute seine Führung kontinuierlich bis zum Ende des 3.Viertels
auf fünf Tore aus. Damit war der Sieg nicht mehr in
Gefahr, im letzten Viertel wurde schon auf der Tribüne
gefeiert.
Ein Spieler ragte besonders heraus: Alexander Sapic, der
Sturmtank der Serben. 5 Tore erzielte er im Finale und
wurde mit seinem zusätzlichen Treffer vom Vortag zum
Torschützenkönig des Turniers. Die weiteren Treffer
beim Sieger schossen Uskokoviv (2), Ciric (2), Zimonjic (1)
und Krstonosic (1). Für Mladost trafen Herceg, Stritof
und Varga (je 2), Komadina und Glavan (je 1).
Becej bestätigte mit seinem Sieg die blendende
Verfassung der gesamten Spielzeit, in der die Mannschaft
ungeschlagen blieb. Mladost Zagreb, Gruppengegner von
Becej in der Zwischenrunde, hatte auch da zwei deutliche
Niederlagen einstecken müssen: in Becej 9:6, in Zagreb
sogar 10:5. Den einzigen Verlustpunkt der Saison büsste
Becej gegen Wasserfreunde Spandau 04 beim 7:7 im
Rundenspiel der Champions League in Berlin ein.
Becej ist noch gar nicht allzu lange in der
Wasserballwelt bekannt. Erst ab 1983 spielt der Klub
erstklassig in der A-Division. Nach den politischen
Verwerfungen durch die Balkanfrage verlagerte sich zu
Beginn der 90er Jahre Jugoslawiens Wasserballschwerpunkt
weg aus der Hauptstadt Belgrad in die ruhige Theiss-Ebene
nach Becej. Seit 1996 hat Becej alle jugoslawischen Titel
abonniert, sowohl Meisterschaft als auch Pokal. Der erste
grosse internationale Auftritt fiel mit der Gründung der
Champions League zusammen. Auf Anhieb wurde 1996/97 das
Final Four erreicht. Im Halbfinale in Neapel scheiterte
das Team jedoch an Mladost Zagreb und verlor auch den 3.Platz
an CN Barcelona.
Im Jahr darauf kam es wieder zum "serbo-kroatischen"
Duell mit Mladost Zagreb. Die bittere Konsequenz hiess
diesmal: Endrunde verfehlt.
Nun sollte in der Saison 1998/99 aber endlich der Titel
gewonnen werden. Deshalb bewarb sich Becej bei der LEN
als Ausrichter und erhielt auch den Zuschlag. Der Kosovo-Konflikt
und die kriegerischen Verwicklungen im Land liessen es
geraten erscheinen, den Spielort kurzfristig zu verlegen.
Erneut wurde Neapel ausgewählt. Becej spielte auch dort
souverän beim 8:4 gegen Dinamo Moskau. Als hoher Favorit
eingestuft, ging das Finale unerwartet mit 7:8 an
Splitska Banka verloren.
Mit einem neuen Trainer, dem Ungarn Zoltan Kásás, Vater
des bei Posillipo spielenden Ausnahmeathleten Tamás Kásás,
wurde nun in dieser Saison ein erfolgreicher Abschluss
gefunden. Becej ist am Ziel seines grossen Traumes.
Platz 3 dieses Endturniers fiel an BVSC Budapest. Die
Ungarn besiegten den Champion des letzten Jahres,
Splitska Banka, durch eine Torflut im letzten Viertel
noch ganz deutlich mit 13:7 (2:2,4:4,2:1,5:0).
(copyright by Dr. G. Schwill, 28.05.2000)
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