Posillipo
Neapel - RN Florentia 8:9
(1:2,3:3,0:1,4:2 - 0:0,0:0; 0:1)
Welche Atmosphäre! Die Totale der Fernsehkamera
erfasst beide Tribünen der Piscina Scandone in
Neapel. Die Halle ist bis auf den letzten Platz
besetzt. Fast 5.000 Zuschauer sind gekommen und
erwarten von Posillipo das Meisterstück. Lo
scudetto, die Siegerschale, ist für alle das
Stimulans des Abends, der Eintrittspreis von DM
10,- ist moderat für eine der schönsten
Schwimmhallen Europas. Die grosse Ära des Trainers Paolo
De Crescenzo, einst von Canottieri Neapel aus der
"Schule Fritz Dennerlein" gekommen, hat
aus Posillipo in den letzten 20 Jahren eine
"europäische Grossmacht im Wasserball"
geformt. 8 italienische Meisterschaften, 14
Finalbeteiligungen, 2 Siege in der Champions
League und ungezählte Turniersiege wie beim
"Alfred-Balen-Cup" oder dem "Trofeo
Fritz Dennerlein" sind sein persönliches
Meisterwerk.
50 Jahre ist er alt, als Junior wurde er über
Italiens Landesgrenzen bekannt bei der 1.
Junioren-Europameisterschaft in Rotterdam. Er
wurde Mannschaftskapitän bei Canottieri, errang
als Spieler 4 italienische Meisterschaften (1973,
1975, 1977 und 1979) und als Krönung 1977 in
Palermo den Europacup der Landesmeister. Seine
Trainer-Ära ist bisher genau doppelt so
erfolgreich.
Jetzt stand PDC (Paolo De Crescenzo) mit
Posillipo im Kampf um den 9. Landesmeistertitel.
Doch die Feier musste auf Montag vertagt werden.
Herausforderer Florenz brachte das Kunststück
fertig, in Neapel zu gewinnen und die Bilanz von
jetzt 4 Spielen mit je 2 Siegen auszugleichen.
101 Spielminuten dauerte am Freitag abend die 4.Finalbegegnung
zwischen zwei ganz grossen Teams. Verlängerung
und Golden Goal mussten helfen, um den Sieger zu
küren. Mit 9:8 gewann Florenz eine an Spannung
kaum zu überbietende Partie. Bis auf den 1:0-Führungstreffer
durch Kásás mittels Strafstoss lag Florenz während
des gesamten Spiels in Führung, teils sehr
deutlich mit drei Zählern wie beim 4:1 im 2.Viertel
oder beim 7:4 und 8:5 im letzten Viertel. Als
auch ganz optimistische Posillipo-Anhänger die
Siegerehrung auf Montag nach dem fünften Spiel
verschieben wollten, geschah noch ein seltenes
Wunder. Innerhalb von gut zwei Minuten holte
Posillipo drei Tore auf und glich aus. Per
Strafstoss hatte Kásás auf 6:8 verkürzt,
Steinmetz jagte bei 1:30 Minuten Restspielzeit
einen seiner gefürchteten Distanzschüsse ins
Netz und dem Junioren-Weltmeister Daniele Lisi,
erst in dieser Saison von Civitavecchia gekommen,
gelang 5 Sekunden vor dem Schlusssignal der 8:8-Ausgleich.
Verlängerung!
Beide Verlängerungen blieben torlos, die
Torleute waren bestens auf der Hut. Dem Ungarn
Rajmund Fodor blieb es vorbehalten, in der 45.Minute
reiner Spielzeit, in der dritten Verlängerung,
einen Aufsetzer aus 7 Metern von halblinks in die
kurze Ecke zu setzen. Jubel bei den Florentinern
und ihrem Anhängerblock. Sie hatten dem
Favoriten getrotzt und sich selbst wieder ins
Spiel gebracht.
Wenn der Sieg von Florenz in Ordnung geht, dann
hauptsächlich durch den "Zerberus" im
Tor: Stefano Tempesti. Er hielt unglaublich! Kaum
der Rede wert, dass darunter auch ein Strafwurf
von Kásás war. Nationaltrainer Ratko Rudic kann
für Olympia zuversichtlich sein, mit einem
solchen Torwart ist seine Achillesferse abgedeckt.
Trainer Paolo De Crescenzo bewahrte Haltung und
zeigte keinerlei Enttäuschung im Interview:
"Auf ein fünftes Spiel" und "Eine
Werbung für pallanuoto, für den Wasserball",
waren seine Schlussworte.
Die
Aufstellungen mit Torschützen:
Posillipo: Antonino, Dr.
Postiglione, De Georgio, Steinmetz (1), Kásás (2
Penalties), Lisi (2), Mannai, Lignano (2.Torwart),
Fiorentino, Onofrietti, Rath (1), Silipo (1),
Bencivenga (1).
Trainer: De Crescenzo
Florenz:
Tempesti, Vannini (1), Popovic (1), Fodor (2),
Carotini, Roberto Calcaterra (2), Luccianti,
Cenci (2.Torwart), Binchi (1), Brazzatti, Sottani
(1), Gorchkov, Bruschini (1).
Trainer: Tempestini.
|