Olympia-Medaillengewinner
Bernhard Baier noch einmal zu Gast in Berlin Die
Anwesenden im Innenbereich mochten ihren Augen nicht
trauen: 64 Jahre nach seiner Silbermedaille bei den
Olympischen Spielen 1936 in Berlin war der heute 87jährige
Bernhard Baier, Ehrenpräsident des Deutschen Schwimm-Verbandes
(DSV) und viermal deutscher Meister mit den
Wasserfreunden 98 Hannover, interessierter Zuschauer bei
der 28. deutschen Wasserball-Pokalendrunde in dem seit
damals kaum veränderten Olympia-Schwimmstadion.
Wolfgang Philipps (13.06.2000) Das Hauptaugenmerk des früheren
Staatssekretärs im niedersächsischen Innenministeriums
galt dabei aber weniger Waspo Hannover und den anderen
Endrundenteilnehmern als vielmehr seinem Enkel Marc. Der
Nachwuchsakteur von Bayer Uerdingen spielte beim
Vergleich der U17-Auswahlmannschaften um den Itze-Gunst-Pokal
für die siegreiche West-Auswahl. ,,Ich konnte nach Hause
berichten, daß er fehlerfrei gespielt hat,
war Baier von der Vorstellung seines Enkels an
historischer Stätte sichtbar angetan. Auf das letzte i-Tüpfelchen
dieses Wochenendes in Form der Pokalübergabe durch den
Ehrenpräsidenten verzichtete der DSV aber. Immerhin ist
Baier der letzte noch lebende Mannschaftskamerad des früheren
hannoverschen Olympiasiegers von 1928 und Pokalstifters
Fritz ,,Itze Gunst, und spätestens dann hätte
sich in Berlin nach 64 Jahren der Kreis geschlossen.
Baier wußte im Gespräch auch noch über so manche
Besonderheit des damaligen Wasserballs zu berichten.
Heute kaum mehr nachvollziehbar: Damals durften die
Akteure während einer Spielunterbrechung selbst bei
einem einfachen Freiwurf nicht den Platz verlassen. Eine
Mannschaft bestand zwar aus elf Spielern, doch
auswechseln durfte man damals während eines laufenden
Spieles (bei einer Spieldauer von 2 x 7 Minuten) nicht.
Als wir uns in der Zwischenrunde bereits
qualifiziert hatten, haben wir die anderen Spieler auch
eingesetzt, weiß Baier noch zu berichten, daß die
Mannschaftskameraden ebenfalls olympische Erfahrungen
sammeln konnten. Dieses geschah damals auch zu seinem
Geburtstag am 12. August. Der Grund: Nur wenige Meter
weiter wurde seine jüngst verstorbene Ehefrau Trudi
Mannschaftsolympiasiegerin im Turnen, und an diesem Tag
war für Bernhard statt Wasserball im Schwimmstadion
Turnen in der Waldbühne angesagt.
Auch von dem olympischen Turnier waren noch viele Details
präsent. Die vier Endrundenteilnehmer waren neben
Deutschland noch Ungarn, Belgien und Frankreich. Die am
Ende ungeschlagen gebliebene deutsche Mannschaft verpaßte
die Goldmedaille nach einem 2:2 im direkten Vergleich
gegen Titelverteidiger Ungarn nur auf Grund des
schlechteren Torverhältnisses. Das Schwimmstadion in
Berlin habe sich seit damals nicht verändert. Zu den
Spielen 1936 habe es aber auf beiden Seiten hinter den
heute immer noch bestehenden Tribünen zusätzliche
Holztribünen gegeben, ebenso auf der heute offenen Seite,
wo sich die beiden Nichtschwimmerbecken befinden. 20.000
Zuschauer hat die auch heute noch beeindruckende Anlage
damals gefaßt.
Olympia-Silber blieb nicht der einzige sportliche Erfolg
von Bernhard Baier, der auf insgesamt 43 Länderspiele
kam. Hinzu kamen später noch Silber bei der
Europameisterschaft 1938 im Bad des Londoner
Wembleystadions sowie 1939 im niederländischen
Doettinchem der Sieg beim Horthy-Cup. Bei der neben den
Olympischen Spielen und Europameisterschaften
bedeutendsten Wasserball-Veranstaltung (in seinem
Stellenwert durchaus einem Weltcup vergleichbar) gelang
mit einem 2:1 dann auch endlich der ersehnte Sieg über
Ungarn. Baiers sportliche Heimat waren die Wasserfreunde
98 Hannover, mit denen er bis 1948 vier deutsche
Meisterschaften holte. Von 1950 bis 1960 war der
Hannoveraner Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes
und wurde später dessen Ehrenpräsident.
(www.waterpolo-world.com
13.06.2000)
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